Das Mädchen aus dem Goldenen Westen / Wiederaufnahme

Organized By Deutsche Oper Berlin

Location: Deutsche Oper Berlin

Bismarckstraße 35,Berlin (52.512064, 13.308491)

Details

Giacomo Puccini (1858 – 1924) Oper in drei Akten; Libretto von Guelfo Civinini und Carlo Zangarini nach dem Drama „The Girl of the Golden West“ von David Belasco; Uraufführung: 10. Dezember 1910 in New York; Premiere an der Deutschen Oper Berlin: 27. März 2004 3 Stunden 15 Minuten / Zwei Pausen In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln Einführung: 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Rang-Foyer rechts Weitere Vorstellungen: Do 19. März 2015, 19:30 Uhr So 22. März 2015, 18:00 Uhr Sa 28. März 2015, 19:30 Uhr / Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Die tagesaktuelle Besetzung entnehmen Sie bitte der Website: http://www.deutscheoperberlin.de/de_DE/calendar/das-maedchen-aus-dem-goldenen-westen.12097165# *** Die Geschichte um die Schenkenwirtin Minnie, die im Wilden Westen der Goldgräberzeit nicht nur ihre raubeinigen Kunden mit Revolver und Betstunden in Schach zu halten versteht, sondern zum Schluss auch noch ihr Glück mit dem Bandenchef Dick Johnson findet – sie rettet ihn in letzter Sekunde vom Galgen –, ist rasant und spannend und in der musikalischen Umsetzung durch Puccini ein Meisterstück der Opernliteratur. Abgesehen von Puccinis letztem Werk, der unvollendet gebliebenen TURANDOT, ist LA FANCIULLA DEL WEST seine kühnste, ja vielleicht sogar »modernste« Opernkomposition. In den Jahren nach der erfolgreichen Uraufführung der dreiaktige MADAMA BUTTERFLY [1904] erging es Giacomo Puccini wie vielen seiner berühmten Kollegen: Ihm fehlten geeignete Stoffe für neue Werke. Die Suche gestaltete sich schwierig, und mehr als einmal klagte er gegenüber seinem Verleger Giulio Ricordi: »Ich brauche dringend ein neues Libretto!« Dass er sich nach langer Überlegung und trotz anspruchsvoller literarischer Alternativen ausgerechnet für das Goldgräber-Drama The Girl of the Golden West des Broadway-Dramatikers David Belasco entschied, ist weniger erstaunlich als es klingt. Belasco hatte ihm bereits die Vorlage für MADAMA BUTTERFLY geliefert. Puccini besuchte eine Aufführung des Girls, als er 1907 in New York die Einstudierungen von MADAMA BUTTERFLY und MANON LESCAUT an der Metropolitan Opera begleitete, und er fand darin »einige gute Ansätze«. Angesichts des ehrenvollen Angebots, die neue Oper an der »Met« zur Uraufführung zu bringen, bot sich der Stoff schon allein wegen seines amerikanischen Kolorits an; darüber hinaus schien er Puccinis Wunsch entgegenzukommen, sein neues Werk »stärker, kühner und weitläufiger« zu gestalten als die sechs Opern davor, namentlich LA BOHEME, dessen lyrische Empfindsamkeit er durch eine neue und kraftvollere musikalische Sprache zu überwinden hoffte. Tatsächlich bedeutet LA FANCIULLA DEL WEST einen Meilenstein in der künstlerischen Entwicklung Puccinis. Es kennzeichnet gleichsam den Übergang zum reifen Dramatiker, der sich den musikalischen Formen der Moderne, wie sie etwa bei Debussy oder auch Strauss zu finden sind, geöffnet hat, sie souverän und mit dem ihm eigenen Gespür für Theatralik zu integrieren weiß und dennoch immer bei sich selbst bleibt. Puccini-Kenner halten das Werk für seine farb- und klangreichste, seine raffinierteste Partitur: »Nie ist Puccini brennender, glutvoller in seinen Mitteln gewesen als in dieser Liebesgeschichte der edelmütigen Räuberbraut Minnie.« [Ernst Krause] Auch noch die kleinste psychologische Regung findet ihren musikalischen Ausdruck im Orchester, das in keiner der früheren Opern so umfangreich besetzt wurde: allein 16 Holzbläser schreibt der Komponist vor. Subtil und mit äußerster Konsequenz spiegelt die Musik das innere und äußere Geschehen und schreckt auch vor harmonischen Härten und unaufgelösten Dissonanzen nicht zurück. Zahlreiche chromatische und Ganztonpassagen, die kompromisslose Verwendung von Vortragsbezeichnungen wie »rauh«, »hart« oder »brutal«, eine ausgeprägte rhythmische Struktur sowie eine enge Verknüpfung der musikalischen Motive kennzeichnen ein Milieu voller Armut und Brutalität, in dem es einer Frau wie Minnie dennoch gelingt, ihr persönliches Glück zu finden. Der Zuhörer taucht ein in eine faszinierende Welt, die ihn bis zum letzten Takt in Atem hält. Atemberaubend ist in der Tat dieses zunächst für Puccini untypisch erscheinende, aber umso nachdrücklicher nach vorne weisende »Goldgräberstück«.