Konzert "Klaglied"

Organized By Vokalensemble Josquin des Prés Nürnberg

Location:

Herz Jesu (49.601630, 11.007640)

Details

KLAGLIED Musik zur Passionszeit Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde des Vokalensembles Josquin des Prés! Spanisch-mexikanische und polnische Musik bildet den Schwerpunkt unseres Konzertes zur Passionszeit. Die literarischen Quellen liegen in den Klageliedern des Jeremias und den Responsoria Tenebrae – beides Texte, die seit Urzeiten mit der Liturgie der Fastenzeit verbunden sind. Das Buch der „Klagelieder des Jeremia“ wurden nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 587 v. Chr. geschrieben und später dem Propheten Jeremia als Autor zugewiesen, der sich trotz der erschütternden Erlebnisse gegen ein antibabylonische Politik einsetzte. Sie reden von der Trauer über den Fall der Stadt und die Zerstörung des Tempels, von Reue und vom Vertrauen auf Gott. Ihre besondere Symbolkraft und Bedeutung für die Liturgie der Karwoche begründet sich in Joh.2, 19-21: „Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten... Er aber meinte den Tempel seines Leibes.“ Charakteristisch für die vielfältigen Klagelied-Vertonungen ist die kunstvolle Ausgestaltung der jedem Kapitel vorangestellten Initiale (Aleph, Beth, Ghimel etc.), die dem hebräischen Alphabet folgende Gliederung und die iterative Schlussformulierung: „Jerusalem, bekehre dich zum Herrn“. Aus dem 1. bzw. 5. Klagelied wählen wir die Vertonungen des vermutlich mexikanischen Komponisten Juan de Lienas (*1617) und des spanischen Renaissancemeisters Tomas Luis da Victoria (*1548), dem sich der Vertreter der kolonialen Kirchenmusik musikalisch verbunden zeigt. Einzelne Textpassagen der Klagelieder finden sich auch als Bestandteil der liturgischen Wechselgesänge in den Stundengebeten der Karwoche, der Responsoria Tenebrae – namentlich das „Omnes amici mei“ oder das „O vos omnes“: „Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz, den man mir angetan...“. Diese Klage hören Sie in den Bearbeitungen des Basken Ignacio Mocoroa (*1902) und des Polen Pawel Lukaszewski (*1968). Dessen 2010 entstandener, fünfteiliger Zyklus Responsoria Tenebrae atmet den Geist östlicher Religiosität, angereichert mit rhythmischen und harmonischen Brechungen. „ O vos omnes“ changiert im langsamen Pulsieren eines 6/8-Taktes von tieftraurigen Mollschichtungen zu gleißenden, schmerzlichen Akkordwechseln, während in „Caligaverunt oculi mei“ eine über Sopran und Bass gespannte Klammer die triolische Bewegung im Bariton und die wiederholten, schluchzenden Pralltriller im Alt kontrastiert. Auch das „Ecce quomodo moritur“ zeigt bei aller Getragenheit ein reiches rhythmisches Muster mit überraschenden Modulationen und Rückungen. Der ernst schreitende Duktus seiner Kompositionen findet seine Entsprechung und Steigerung in Henryk Goreckis „Euntes ibant et flebant“: Ein minimalistisches, dessen ungeachtet wuchtiges Lento über Psalm 126,6: „Sie gehen hin und weinen und tragen den Samen zur Aussaat. Sie kommen wieder mit Jubel und bringen ihre Garben ein“. Unerwartete Bekanntheit erlangte Gorecki (*1933) mit seiner Symphonie Nr. 3, der Symphonie der Klagelieder, die 1992 über Wochen in den britischen und amerikanischen Charts vertreten war. Als solistische Bereicherung und inhaltliche Reflexion unseres Konzerttitels schließt das „Klaglied“ von Dietrich Buxtehude (*1637), Teil einer Trauermusik für seinen verstorbenen Vater, den Bogen zu Lectio III der Klagelieder an Karsamstag, wo es heißt: „ Wir wurden Waisen, Kinder ohne Vater, unsere Mütter wurden Witwen.“ Solosopran, Gamben und Continuo finden eine ergreifende Tonsprache für den Verlust des Vaters in dieser Passacaglia in Liedform, deren 6.Strophe verheißungsvoll schließt: „Hier ist unser Leid-Gesänge Schwarzer Noten Traur-Gemenge Mit viel Kreuzen durchgemischt/ Dorth ist alls mit lust erfrischt.“ Wir laden Sie herzlich ein zu unseren Konzerten am Samstag, 1.April 2017 um 19:30 Uhr in Herz Jesu Erlangen und am Sonntag, 2.April 2017 um 16:00 Uhr in Sankt Klara Nürnberg.